Über mich …

Geboren und aufgewachsen …

... im Sternzeichen Löwe und im chinesischen Jahr des Schweins am schönen Bodensee. An einem heissen Sommertag im Jahre des Herrn 1959 erblickte ich nachts gegen halb vier das Licht der Welt (wohl eher das grelle Licht des Kreißsaals der Klinik in Konstanz *denk). Meine Eltern gaben mir den Rufnamen Bernhard, nach dem hl. Bernhard von Clairveaux, der in seiner Jugend ein recht schlimmer Finger gewesen sein soll ... manchmal ist so ein Name Programm *kicher. Naja, ich will ja auch kein Heiliger werden ...
Meine ersten Lebensjahre verbrachte ich in Allensbach am Bodensee, wo meine Eltern beide beim "Institut für Demoskopie" arbeiteten (dort haben sie sich auch kennengelernt ... hatte aber nix mit Demoskopie zu tun).
Danach ging es dann für zwei Jahre nach Karlsruhe, wo mein Vater eine andere Arbeit angenommen hatte. Das gefiel ihm dann aber doch nicht so recht, und wir zogen wieder um. Es ging zurück an den Bodensee, zumindest in seine Nähe - nach Stockach.
Meine Eltern übernahmen dort ein Schreibwarengeschäft von einer älteren Dame, die sich zur Ruhe setzen wollte. Da mein Vater immer von Selbständigkeit geträumt hatte, war dies aus seiner Sicht wohl die richtige Entscheidung. Mich hat ja eh keiner gefragt. Mittlerweile war die Familie auch gewachsen ... ich hatte 2 kleine Schwestern bekommen (auch da hat mich niemand um Erlaubnis gefragt *motz). Naja, egal ... man gewöhnt sich an alles.
Jedenfalls besuchte ich in Stockach den Kindergarten, die Grundschule und die erste Klasse des Gymnasiums (damals hiess das noch "Sexta", heute sagt man ganz profan "Fünftes Schuljahr" ... phantasielos, oder?).
Der nächste Schock kam dann mal wieder ziemlich unerwartet ... die alte Dame, von der meine Eltern das Schreibwarengeschäft gepachtet hatten, hatte das Haus verkauft und der neue Besitzer wollte sein eigenes Geschäft darin betreiben.

Schwäbisch Sibirien

Nachdem wir uns also einige Geschäfte im süddeutschen Raum angesehen hatten (meine Eltern wollten unbedingt mit dem Schreibwarenladen weitermachen), fiel die Wahl auf ein Schreibwarengeschäft mit Buchhandlung in Münsingen ... das kennen normalerweise nur Männer, die bei der Bundeswehr gedient haben ... das einzig interessante an diesem Städtchen war damals nämlich die Kaserne und der angeschlossene Truppenübungsplatz. Mich hatte mal wieder niemand gefragt!
Jedenfalls liegt Münsingen mitten auf der Schwäbischen Alb und alle Freunde und Bekannte waren ständig am Lästern ... man kennt die gängigen Witze über die Schwaben zur Genüge ... von "Schaffe, schaffe, Häusle baue" bis zu so netten Bemerkungen wie "Der Urvater der Schwaben war ein wegen übertriebenen Geizes des Landes verwiesener Schotte" ... als damals 11-jähriger hab ich diesen ganzen Schwachsinn natürlich erstmal geglaubt. Ich erwartete also halbwilde Eingeborene in seltsamen Gewändern, die zum Frühstück kleine Kinder fressen ... oder Schlimmeres.
Das einzig wirklich Seltsame an diesem wilden Bergvolk war dann, wie sich herausstellte, die Sprache ... was habe ich auf Gott geschimpft ob der babylonischen Sprachverwirrung! Die schwäbische Sprache(?) lernt man an der Mutterbrust - oder nie ... jedenfalls nicht richtig. Aussagen wie "d'r Reschd vum Pfääärd" ergaben in den ersten Monaten für mich überhaupt keinen Sinn - was sich übrigens nie vollständig gelegt hat. (Nur zur Aufklärung, der "Rest vom Pferd" ist das, was übrigbleibt, wenn der Gaul ausgespannt ist, also das Geschirr *ggg).
Naja, nach einigen Monaten war ich dann jedenfalls halbwegs in der Lage, die Leute zumindest ansatzweise zu verstehen - und ganz verstehe ich sie heute noch nicht. Okay, die Sprache beherrsche ich mittlerweile einigermassen, aber verstehen ...
Jedenfalls habe ich weiterhin das Gymnasium besucht und auch irgendwann meinen Abschluss gemacht ("Allgemeine Hochschulreife", besser bekannt als "Abitur") - wobei nicht nur mir bis heute unklar ist, wie ich das geschafft habe.
Direkt im Anschluss daran meldete sich der deutsche Staat und hat mich eingeladen, an einem 15-monatigen Abenteuerurlaub teilzunehmen - ich sollte zum "Bund".

Ab nach Kassel …

Natürlich durfte ich meinen Wehrdienst NICHT in Münsingen ableisten - wo kommen wir denn da hin, wenn jeder die Kaserne vor der Haustüre hat - ich wurde zur Heeres-Flugabwehr nach Kassel einberufen (Für alle, die Geographie in der Schule genau so geliebt haben wie ich - Kassel liegt in Nordhessen, zwischen Frankfurt und Hannover und ca. 60 km von der ehemaligen "Zonengrenze" weg - damals gab es noch zwei deutsche Staaten!). "500 Miles" war zu dieser Zeit mein Lieblingssong - auch wenn es keine Meilen, sondern nur Kilometer waren (es hätten auch Lichtjahre sein können).
Ein möglicher Berufswunsch ist damals völlig aus meinem Kopf entschwunden - Schaffner bei der Bahn - wer will schon jedes Wochenende in vollen Zügen geniessen? Mir jedenfalls haben diese 15 Monate Bahnfahren völlig gereicht. Über die Zeit bei der Bundeswehr an sich brauche ich kein weiteres Wort verlieren - es hat nicht wirklich geschadet, aber auch nicht wirklich was gebracht. Nachdem dieser Abschnitt ohne größere bleibende Schäden überstanden war, stand ich zum ersten Mal in meinem jungen Leben vor einer wichtigen Entscheidung, die ich völlig alleine zu treffen hatte - welchen Beruf soll ich ergreifen?

Lehr- und Wanderjahre

Eine so wichtige Entscheidung bricht man natürlich nicht übers Knie - das will alles reiflich überlegt sein - also habe ich mir den ein oder anderen Beruf mal etwas angesehen - "nei g'schnuppert", wie die Schwaben sagen würden.
Lange Zeit habe ich bei meinen Eltern im Einzelhandel mitgearbeitet - zu Schreibwaren und Büchern war mittlerweile noch ein Spielwarengeschäft dazugekommen. Natürlich war mir das Spielzeug lieber als Schulhefte, Glückwunschkarten und Radiergummis ... Grüß Gott Frau Häberle - "Das Goldene Blatt", wie immer? Darfs sonst noch was sein? Dann wärs 1,20 - Vielen Dank und auf Wiedersehen ... dann doch lieber Märklin-Eisenbahnen, Fischertechnik und Revell-Bausätze!
Da das zwar alles ganz lustig war, ich dann aber doch nicht den Rest meines Lebens mit Steiff-Tieren, Schildkröt-Puppen und Lego-Kästen verbringen wollte, richtete sich mein Blick auf die Welt außerhalb des elterlichen Zugriffs. Schon in den letzten zwei Schuljahren hatte ich in einer ortsansässigen Diskothek (heute würde man "Tanzcafe" sagen) für die passende Musik gesorgt und mir als DJ das elterliche Taschengeld aufgebessert. Natürlich ist das kein Beruf, den man bis zur Rente ausüben kann - es seid denn, man wäre auf völlige Taubheit erpicht. Auch im Service durfte ich mich dann irgendwann probieren - macht echt Laune, mit einem vollen Tablett Biergläsern über die Tanzfläche zu laufen und ständig irgendwelche Ellbogen in die Rippen zu bekommen. Gut, das Trinkgeld ist ein klein bisschen "Schmerzensgeld" - außerdem bekommt man ja etwas vom Umsatz ab.
Weitere Jobs, die ich so zwischendurch dann mal ausprobiert habe, sind Messgehilfe beim Vermessungsamt und Alu-Fassadenbau. Mit den Geometern hatte ich echt Spass - leider war der Job auf ein dreiviertel Jahr begrenzt - und es gibt ja auch andere Dinge zu tun, als die trigonometrischen Festpunkte auf der nördlichen Schwäbischen Alb neu zu vermessen (das haben wir nämlich in diesen 9 Monaten überwiegend gemacht - v6iel Bewegung an der frischen Luft, wenig Menschen und eine profunde Kenntnis der besten Grillplätze, Himbeerhecken und Aussichtspunkte).
Im Großen und Ganzen aber kein Job für Papas Lieblingssohn - also wieder Kneipe/Diskothek (wegen dem Taschengeld) und dann der Versuch, als ungelernte Hilfskraft im Fassadenbau etwas Geld zu verdienen - ein echter Knochenjob, kann ich euch sagen. Fassadenverkleidungen aus eloxiertem Aluminium auf Stahlkonstruktionen anbringen macht im Hochsommer mega viel Spass - dunkle Alu-Profile heizen sich an der Sonne so schön auf, dass du Spiegeleier drauf braten kannst (die tonnenschwere Unterkonstruktion hatten wir dann vorher angebracht).
Also ging die Suche nach einem geeigneten Job weiter - bis ich eines Tages eine sehr geduldige und kompetente Mitarbeiterin beim Arbeitsamt Reutlingen zu fassen bekam. Sie fragte mich, was ich mir denn vorstellen könnte, erklärte mir die einzelnen Ausbildungswege und die Chancen im jeweiligen Beruf - und brachte mich auf die richtige Idee.

Ausbildung

Ich bewarb mich also bei der "staatlichen Akademie für Datenverarbeitung" (ADV) in Böblingen um einen Ausbildungsplatz als Organisationsprogrammierer. Die Ausbildung dauert 3 Jahre und beinhaltet ein einjähriges Praktikum bei einem Unternehmen (anders als z.B. bei der Berufsakademie, wo die 3 monatigen Praktika im Wechsel mit der Ausbildung an der Schule stattfinden, war das Praktikum hier am Stück - in der EDV sehr sinnvoll, denn üblicherweise gehen Projekte über mehr als 3 Monate und wir hatten so die Möglichkeit, ein solches Projekt von Anfang bis Ende mitzumachen).
Diese Ausbildung hatte außerdem noch den Vorteil, dass nicht nur EDV gelehrt wurde, sondern auch (wahlweise) Betriebswirtschaft oder Technik - nicht nur programmieren, sondern auch das nötige Hintergrundwissen, um die EDV-Kenntnisse nachher in der Praxis anzuwenden. Ein fundiertes Grundwissen in BWL hatte ich ja schon durch meine Tätigkeit im elterlichen Geschäft - es musste also nur etwas erweitert werden.
Ich bekam einen Platz zum Beginn des Ausbildungsjahres 1983/84 ... also musste eine Studentenbude in Böblingen gesucht werden. Ein möbliertes Zimmer bei einem älteren Ehepaar war schnell gefunden und rechtzeitig bezogen ... der Schulalltag hatte mich wieder. Gewöhnungsbedürftig waren die Doppelstunden (1,5 Stunden ohne Pause - für Raucher wie mich nahezu unerträglich). Die ADV war mit einem eigenen Großrechner ausgestattet - man konnte also die in den einzelnen Unterrichtsfächern gestellten Aufgaben gleich vor Ort lösen. Damit waren dann die meisten Nachmittage auch totzuschlagen - leider war die Anzahl der Arbeitsplätze beschränkt, so dass man mitunter in der Cafeteria saß und die Zeit mit Skatspielen überbrücken musste, bis man an den Rechner konnte (Mein Skatspiel war zu dieser Zeit ganz brauchbar *ggg*). Abends wurde dann die ortsansässige Gastronomie erkundet - ziemlich schnell hatte ich einen Aushilfsjob im "Bärenzwinger" - einer schnuckligen Kneipe im Herzen von Böblingen, wo ich mir ein paar Talerchen dazuverdienen konnte (von dem "Cappuccino con panna" träume ich heute noch). Michael, der Wirt vom Bärenzwinger, verschaffte mir dann auch einen Job in seiner Gartenwirtschaft, durch den ich mein Taschengeld erheblich aufbessern konnte ... allerdings auf Kosten der Zeit, die ich für die nachmittäglichen Programmierstunden an der ADV aufwenden konnte.
Gottseidank war die Gartenwirtschaft auf die Sommermonate begrenzt ... und im Herbst 1984 begann ja auch das Praktikum. Ich hatte mir ein Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Biberach an der Riss rausgesucht - also wieder Bude suchen und mit dem ganzen Kram, den man so braucht, umziehen. Was soll ich über das Jahr in Biberach erzählen? Es war hochinteressant, EDV mal in der Praxis kennenzulernen - vor allem, weil ich nicht nur die Programmentwicklung erleben durfte, sondern auch die Hintergrundarbeit - ich konnte einige Monate im Operating (Bedienung und Ablaufsteuerung eines Großcomputers und der benötigten Peripherie) mitarbeiten - das hat sehr viel gebracht. Außerdem war ich in die Einführung der mobilen Datenerfassung im Pharma-Außendienst beteiligt ... hört sich nach mehr an als es ist. Die Außendienstler wurden mit Handgeräten ausgestattet, in die die Bestellungen der Apotheken direkt eingetippt wurden - und abends wurden diese Daten via Akkustikkoppler und Telefon nach Biberach übertragen. Immerhin erfuhr ich ein bisschen über den Außendienst und lernte einige weitere Ecken Deutschlands kennen *ggg*.
Ab September 1985 ging es dann wieder in Böblingen weiter - mit einer neuen "Studentenbude" am Südrand von Böblingen ... toller Blick über die Stadt.